Chinesisches Essen und Pamirgebirge

In Kürze: Der Pamir und Teile Chinas leiden unter Brennstoffmangel. In der chin. Küche werden Zutaten zur Verkürzung der Garzeit zerkleinert.

Ohne den Hinweis von C.s Schwester, die für eine Entwicklungshilfe - Organisation derzeit in Duschanbe (das ist die Hauptstadt von Tadschikistan) arbeitet und dort zufällig das Kamerateam getroffen hat, hätten wir uns die Sendung letzte Woche in BR3 (ich glaube, es war am 15.01.03) wahrscheinlich nicht angesehen.

Das Kamerateam hat einige Strapazen auf sich genommen, um eine weithin öde Landschaft zu durchqueren, bei deren Anblick sich der denaturierte Städter unweigerlich fragt, warum sich dort jemals Menschen angesiedelt haben. Erschwert wurde die Reise durch häufige Militärposten, die das Team Stunden, manchmal auch Tage festsetzten (da war wohl zu wenig Bakschisch im Ausweis?). Verblüffend war, daß das Kamerateam in einem abgelegenen Dorf von der Jugend auf englisch begrüßt wurde.

Die Hauptprobleme der Bevölkerung liegen in der Wasser - und Brennstoff - Versorgung. Das Land ist karg, weil es kaum gelingt, das durchaus vorhandene (Gletscher-) Wasser so zu kanalisieren, daß eine Landwirtschaft oder auch nur Wiederbegrünung möglich wäre. Und ohne ausreichenden Pflanzenbewuchs gibt es nicht genug Brennmaterial (und Viehfutter!). Die Lage macht einen recht dramatischen Eindruck, weil die Bestände an mitunter mehrere Jahrzehnte alten Büscheln, die verfeuert werden, ernsthaft gefährdet sind.

Vor einiger Zeit habe ich in einem asiatischen Kochbuch (*) gelesen, daß die chinesische Praxis, die Zutaten ziemlich klein zu hacken, mit dem in manchen Gegenden recht spürbaren Mangel an Brennholz zusammenhängt: je kleiner die Zutaten sind, desto schneller sind sie gar. Es soll auch Kochrezepte geben, in denen die Garzeit als Brennstoffmenge angegeben ist: man gare einen Büschel lang.

Vor diesem Hintergrund wirkt das chinesische Motto in Sachen Löffelessen, das ich kürzlich irgendwo aufgeschnappt habe, eher trendig: "Wir wollen essen und die Zeit nicht damit verbringen, Kadaver zu zerteilen."


(*) Asien: purer Genuß mit Wok & Co, ISBN 3-7742-5021-9, Gräfe & Unzer, S. 118 o.;
Es wird die Jahrhunderte währende Brennstoffknappheit erwähnt und weiter:
Zitat: Früher nannten chinesiche Kochbücher als Zeitangabe gar die Brennstoffmenge, manch ein Gericht mußte "ein Holzscheit lang" kochen.